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Zum Stück:
Romulus der Große ist
Dürrenmatt’s erste Komödie. Er schrieb sie im Winter 1948/49. Den
Stoff fand er angedeutet in der Novelle Strindbergs »Attila«, die
endet: „Orestes und Edeko reisten am selben Morgen... Später
erneuerten sie die Bekanntschaft, aber unter anderen und größeren
Verhältnissen. Denn Edekos Sohn war Odoaker, der den Sohn des
Orestes stürzte, und der war kein anderer als der letzte Kaiser
Romulus Augustus. Er hieß sonderbarer Weise Romulus, wie Roms erster
König, und Augustus, wie der erste Kaiser. Und er beschloß sein
Leben alsVerabschiedeter, mit einer Pension von sechs tausend
Goldmünzen, in einer Villa in Campanien, die vorher Lucullus
besessen hatte.“ Die absurde Diskussion, die in Deutschland aufkam,
ob die Attentäter vom 20. Juli 1944 Landesverräter gewesen seien
oder nicht, brachte F.D. auf die Idee, den letzten Kaiser Westroms,
»Romulus Augustulus«, ein fünfzehnjähriges Unschuldslamm, in einen
mehr als fünfzigjährigen Landesverräter auf dem Thron zu verwandeln,
der sein Reich den Germanen ausliefert, weil er nicht mehr an das
Recht des römischen Imperiums glaubt, sich zu verteidigen. Wie
Hamlet den Wahnsinnigen spielt, spielt Romulus den »schlechten«
Kaiser. Dominiert Romulus in der ersten Fassung absolut, setzt ihm
F. D. in der 1957 geschriebenen zweiten Fassung im vierten Akt seine
dialektische Gegenfigur entgegen: Odoaker ist nun — im Gegensatz zu
Romulus, der an das Recht glaubt, ein Weltreich zu vernichten
—jener, der nicht an das Recht glaubt, ein Weltreich zu errichten.
Romulus verdammt die Vergangenheit, Odoaker fürchtet die Zukunft,
aber beide müssen als Politiker handeln: Romulus liquidiert das
weströmische, Odoaker errichtet das germanische Imperium und ruft
einen geschichtslosen Frieden aus, der nur wenige Jahre dauern
kann... In dieser zweiten Fassung wird F.D.s dramaturgische Neigung
deutlich: die Personen seiner Komödie vor einen tragischen
Hintergrund zu setzen, sie gleichsam tragisch zu grundieren.
Romulus‘ Heiterkeit liegt in seiner Überzeugung, Odoaker werde ihn
töten; er opfert Rom, weil er sich selbst opfern will, aber er
opfert unfreiwillig jene, die fliehen und die er hätte retten
wollen; und indem ihn Odoaker pensioniert, wird er, der vorher
komisch und tragisch war, tragisch komisch.
Besetzung:
ROMULUS AUGUSTULUS, Kaiser von Westrom : Paul Demetz, JULIA,
seine Frau: Anneliese Fried, REA,
seine Tochter:
Maybritt Complojer,
ZENO DER ISAURIER, Kaiser von Ostrom: Peter Drassl, ÄMILIAN,
Römischer Patrizier: Anton Gallinetzer,
MARES, Kriegsminister: Kuno Seyr, TULLIUS
ROTUNDUS, Innenminister: LuisSanta, SPURIUS
TITUS MAMMA,
Reiterpräfekt:
Hubert March,
ACHILLES, Kammerdiene: Sepp Dissertori,
PYRAMUS, Kammerdiener: Herbert Michel,
APOLLYOAN, Kunsthändler: Emanuel Demetz, CÄSAR
RUPF, Industrieller: Peter Kaufmann,
EINKOCH/PHYLAX, Schauspieler: Paul Pedri, ODOAKER,
Fürst der Germanen:
Luis Benedikter,
SULPHURIDES, Kämmerer:
Eduard Ranigler,
PHOSPHORIDOS, Kämmerer: Günter Eckert,
EILBOTE: Fritz
Jaenecke
REGIE: ROLAND SELVA,
Bühne und Kostüme: Gabriele Jaenecke,
Lichtgestaltung: Vittorio Garavelli,
Musik: Judith Dörfler, Evi Langebner.
Mitarbeiter: Dramaturgie: Stefan Poprawka,
Technische Leitung: Gusti Zambaldi,
Plakatentwurf: Hans
Peter Demetz, Regieassistenz: Carlotte Ranigler,
Inspizienz: Richard
Ranigler, Kostümassistenz: Suzana Draganic,
Bühnenbau: Erich
Gallmetzer, Heinz Mahlknecht,
Lichtführung: Franz
Abraham, Beleuchter: Hermann Cristofolini,
Ton: Karl Zambaldi,
Maske: Clara Sinn, Frisuren:
Irene Dindo,
Schneiderei: Gerda
Fraccarolli, Jetty v. Verocai,
Marianne Roncador,
Elsa Vill, Garderobe: Monika Oberhauser,
Plakatierung: Peter
Kasal, Gerd
Holzknecht, Platzanweisung: S.K.J. Neumarkt,
Küche: Franzi Mayr,
Mesnerhaus: Ella Telk,
Kartenvorverkauf: Beatrix Bancher,
Erika Werth,
Abendkasse: Christian
Bertignoll, Norbert Bertignoll,
Produktionsassistenz: Waltraud Sanin,
Organisation: Paul Waldner, Markus Griessmair,
Verwaltung: Kurt Werth,
Gesamtleitung: Zeno Bampi.
Termine: 23. Juli
(Premiere) bis 10. August 1990
Spielort:
March Hof, Strasse der AltenGründungen, Neumarkt
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